Jogi – der Schrecken der Sofakissen

Beim Gassi gehen am Nachmittag stießen Samu und ich heute auf ein paar Nachbarn, die einen Hund gefunden hatten, ein kleines, schmutzigweißes Wuschelvieh, ziemlich nervös. Eine Bewohnerin aus meinem Haus rief beim Tierheim an, dort meinte jemand, sie würden den Hund abholen und bei sich unterbringen, bis sich der Besitzer meldete. Da ich gerade Urlaub hatte, erklärte ich mich bereit, den Wuschel aufzunehmen, bis die Leute vom Tierheim kämen und gab ihnen meine Handy-Nummer. Ich drehte mit Samu, der Nachbarin, deren Hund und dem gefundenen Malteser noch eine Gassi-Runde, dabei erhielt der Hund auch einen Namen: Jogi – aus aktuellem Anlass. Noch konnte ich nicht ahnen, dass auch dieser Jogi peinliche Sachen kann. Ich behielt ihn vorsichtshalber an der Leine, damit er nicht wieder ausbüchsen konnte. Daheim angekommen schälte ich Jogi aus seinem Geschirr, an dem Pferdemist klebte – offensichtlich hatte er sich darin gewälzt, um für die Hündinnen gut zu riechen. Für Wasser und Futter interessierte er sich nicht, dafür aber für: Samus Hintern. Samu ist nämlich kastriert und riecht offensichtlich wie ein Weibchen. Jogi war völlig aus dem Häuschen und versuchte ständig, Samu zu rammeln, was ihm nicht gelang, weil Samu dreimal so hoch ist wie er (Rhodesian Ridgeback). Samu knurrte ständig, und ich hatte schon Angst, er könnte zuschnappen. Doch er schnappte nicht, sondern knurrte einfach weiter. Jogi schob auch Decken und Kissen auf dem Sofa zusammen, um sie als Samu-Ersatz zu gebrauchen. Mitten in dem Gerammel klingelte es an der Tür  – Endlich, das Tierheim. Auf dem Display der Tür-Kamera sah ich zwei ältere Menschen, die nach Tierheim aussahen. Ich ließ sie hochkommen und begrüßte sie mit: „Der große gehört uns, den kleinen habe ich gefunden,“ als ich den „Wachturm“ in der Hand des Mannes sah. „Oh, Sie sind gar nicht vom Tierheim…“ Ich schickte also die Zeugen Jehovas wieder weg und wartete weiter mit dem liebestollen Jogi. Da klopfte es an der Tür (ich dachte noch: warum Klopfen?), es war meine Mitbewohnerin, die Jogi gefunden hatte. Sie wollte mal nach dem Hundchen schauen. Wir kamen ins Gespräch und wechselten zum Thema „Wohnungen“, worauf ich mir mal ihre Wohnung anschauen wollte. Als wir meine  Wohnung verließen (ich mit Jogi auf dem Arm), sahen wir vor dem Haus einen Kombi mit offenem Kofferraum, in dem eine Hundebox stand. Eine Frau und ein Mann standen dabei, dieser war eifrig am Telefonieren. Das konnten nur die Tierheim-Leute sein. Wir gingen runter, klärten, ob Jogi der gesuchte Hund war – tatsächlich, ganz in der Nähe vermisste jemand seinen Malteser „Rocky“ – dann meinte der Mann vom Tierheim: „Ich habe geklingelt, keiner machte auf, und ans Telefon geht auch niemand.“ Kein Wunder, ich hatte beim Zeugen-Reinlassen aus Versehen die Klingel abgestellt, außerdem hatte meine Telefonnummer, die sich der Mann notiert hatte, einen Zahlendreher. Ich holte noch das klatschnasse Geschirr aus meiner Wohnung und meinte zum Herrn vom Tierheim, er solle dem Besitzer raten, den Hund kastrieren zu lassen. Meine Mitbewohnerin begleitete die Leute mit dem Hündchen noch zum Besitzer. Und ich? Ich ging wieder hinauf, schaute, ob Samu noch immer beleidigt war, dann schnappte ich mir die Sofadecke und die Kissenbezüge, auf denen Jogi über die Prärie geritten war, und steckte alles in die Waschmaschine.

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